Liebe Leserin, lieber Leser, wo möchten Sie an einem sonnigen Montagnachmittag lieber sein: Im ersten Bild, einer provinziellen, infrastrukturschwachen Region, der Bevölkerungsschwund und wirtschaftlicher Niedergang droht? Oder im zweiten Bild, einer Boomtown, in der durch immer mehr Wachstum immer größerer Wohlstand und eine leuchtende Zukunft bevorstehen?
Sie finden die Formulierung meiner Frage grotesk angesichts der Bilder? Ich auch. Ich habe beide Welten intensiv kennenlernen können. Die erste, der Blick vom Gipfel des 1051 Meter hohen Schneebergs im Fichtelgebirge, ist meine Heimat. Die zweite, der Monsterstau auf dem Mittleren Ring in München, war viele Jahre lang der tägliche Weg in mein Büro (und ich versichere Ihnen, der Versuch, die S-Bahn zu benutzen, hat alles nur noch schlimmer gemacht). Mit jedem dieser Tage habe ich mehr und mehr den Drang verspürt, zur Werbung für unser Hochfranken beizutragen. Der Nordosten Bayerns ist eine liebenswerte Region voller Lebensqualität. Ja, in einer Großstadt wie München gibt es gute Arbeitsplätze und unzählige Theater, Opernbühnen und exotische Restaurants. Aber der Preis dafür ist zu hoch: Unbezahlbarer Wohnraum, Verkehrswege, auf denen nichts mehr geht, und eine heillos überforderte Verwaltung sind drei bedeutende Beispiele dafür. Das Konzept der Megacities führt nirgendwo hin. Vor allem nicht in Richtung Nachhaltigkeit, einer der entscheidenden Aufgaben der Menschheit im 21. Jahrhundert.
Ländliche Regionen wie Frankenwald und Fichtelgebirge, gestützt durch Ober- und Mittelzentren wie Hof oder meine Heimatstadt Rehau, sind der Gegenentwurf zu dieser Entwicklung. Natur so weit das Auge reicht, kurze Wege, entspannte Menschen und ein Wirtschaftsleben voller kreativer Projekte - dieser Ansatz ist nach meiner Meinung der deutlich bessere, und für ihn lohnt es sich daher zu werben.
Das ist nicht meine Einzelmeinung. Initiativen wie Fichtelgebirge - Freiraum für Macher tun genau dies. Und auch Regionalkrimis haben sich in den letzten zwanzig Jahren zu einer fast schon klassischen Möglichkeit entwickelt, genau diese Werbung für eine Region und ihre Menschen zu unterstützen. Niemand kannte die Kleinstadt Altusried im Allgäu - bis meine (weitaus bedeutenderen) "Kollegen" Michael Kobr und Volker Klüpfel ihren Kommissar Kluftinger erfanden und dort zuhause sein ließen. Inzwischen finden dort Stadtführungen statt, für die Eintrittskarten verkauft werden. Was das Allgäu -zu Recht- kann, kann unser liebenswertes Hofer Land schon lange! Das war mein Gedanke, als ich mich im Jahr 2013 hinsetzte und begann, Rehau-Krimis zu schreiben.